Frauenhaus in Wiwili in Nicaragua

Seit zwei Jahren arbeitet das Frauenhaus der Frauengruppe „mujeres emprendedoras“ in Wiwilí / Nicaragua

Ein Interview mit Victoria Moncada, der Leiterin des Frauenhauses während ihres letzten Besuches in Freiburg im April 2013.

Seit nunmehr zwei Jahren besteht in Wiwili/Nicaragua
das Frauenhaus „Mujeres Emprendedoras“ von Frauen
für Frauen und Kinder um das Schweigen zu brechen.

Warum war ein Frauenhaus notwendig?
Es war ein sehr heikles Thema und niemand wollte es anpacken. Es gab täglich Misshandlungen zu Hause, bei der Arbeit, in der Schule, aber es bedurfte Mut sich diesem Problem zu stellen. Deshalb taten sich im Jahre 2010 zu Anfang 10 Frauen zusammen um mit dem Projekt Frauenhaus zu beginnen.

Wie seid ihr organisiert?
Wir sind ein gemeinnütziger Verein mit dem Namen „Mujeres Emprendedoras in Wiwili Nueva Segovia (AMEWINS) um letztendlich die soziale Situation zu verbessern.
Wir haben Frauenkomitees in den Stadtteilen und Gemeinden und einen Vorstand für die Kommune. Im Moment haben wir 20 Frauenkomitees gebildet von insgesamt 42 Gemeinden.

Wer unterstützte euer Projekt?
Der Gemeinderat aus Wiwili Nueva Segovia schenkte der Frauengruppe das Haus, eine Ruine im Wert von 27 000 Dollar und die deutsche Botschaft stellte uns 15 000 Dollar für Renovierung und Einrichtung zur Verfügung.
Im Moment bezahlt uns nur die Gemeinde eine Sekretärin und die restliche Arbeit übernimmt die Frauengruppe ehrenamtlich.

Wie löst ihr die Schwierigkeiten?
Um das Frauenhaus zu betreiben verkaufen wir Verpflegung, Mittagessen, Imbiss, welche wir staatlichen Einrichtungen anbieten. Mit den Einnahmen bezahlen wir Licht und Wasser und garantieren die Verpflegung für die Opfer, die wir beherbergen.

Wie arbeitet ihr?
Die Arbeit wird von den Komitees und dem Frauenhaus gemeinsam gemacht, wir arbeiten zusammen mit der Polizei und der Frauenkommissarin bei den Anzeigen und der Tatverfolgung. Außerdem  nutzen wir die Öffentlichkeit um über das Frauenhaus zu informieren, und versuchen mit den Lehrern an den Schulen präventive Aufklärungsarbeit zu leisten..

Kleine Länderkunde:

Wie erfahren die Leute von der Existenz des Frauenhauses?
In erster Linie über die Frauenkomitees, allerdings nutzen wir auch jede Gelegenheit um über die Misshandlungen und die Möglichkeiten des Frauenhauses zu reden, außerdem machen wir Radiosendungen.

Wo liegt das Frauenhaus?
Es liegt im Zentrum des Ortes nahe der Polizeistation wegen der Sicherheit. Der Ort ist kein Geheimnis, jede Frau in Wiwili weiß wo das Haus steht.

Wie lange werden die Opfer im Frauenhaus betreut?
In der Regel eine Woche, aber auf Empfehlung der Polizei oder der Frauenkommissarin problemlos auch länger. Dies kann je nach Problemfall auch ein Monat sein.

Wie werden die Vergewaltiger bestraft?
In Wiwili haben wir eine gute Zusammenarbeit mit der Polizei, der Frauenkommissarin und dem lokalen Richter. Außerdem hat die Regierung das neue Gesetz 779 erlassen, das entscheidend den Frauen nützt, das heißt es ist ein Gesetz welches die Misshandler, die Vergewaltiger bestraft, z. B . ein Mann hat seine 7 Jahre alte Nichte vergewaltigt, wir zeigten ihn an und er erhielt 15 Jahre Gefängnis. Natürlich gibt es ein Verfahren.

Wie viele Fälle betreut ihr monatlich?
Im Durchschnitt kommen 10 Personen im Monat, einige auch um Alimente einzufordern.

Was hat sich in den letzten zwei Jahren geändert?
Das Wesentliche ist das Schweigen zu brechen. Klar ist, auch wenn Frauen und Kinder Anzeige erstatten, dadurch die Misshandlungen noch nicht aufhören, aber wenigstens nehmen sie ab.

Was fehlt noch?
Uns fehlt Geld um eine Psychologin für die Betreuung der Opfer zu bezahlen und eine Ärztin, weil wir momentan die Opfer 4 bis 5 Stunden fahren müssen um eine Untersuchung durchzuführen.

Was bedeutet „mujeres emprendedoras“?
Frei übersetzt bedeutet es „Frauen mit Kraft, ohne Angst, mit Lust zu kämpfen und voranzukommen für die Rechte der Frauen.

Kontakt:

in Freiburg:   emil.guennel@t-online.de
in Wiwili:   Victoria Moncada: vikymon5abril@yahoo.es